Leben unter dem Wasser

Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen

Die Ozeane sind für uns lebenswichtig; sie regulieren das globale Ökosystem, beeinflussen das Klima und versorgen viele Millionen Menschen mit Nahrung und Einkommen. Darüber hinaus absorbieren sie bis zu 30 Prozent des anthropogenen Kohlendioxids und verringern so die Auswirkungen des Klimawandels. Sie sind jedoch stark von menschlichen Aktivitäten betroffen. Für etwa 11 Prozent der Weltbevölkerung ist die Fischerei von großer Bedeutung, da sie die wichtigste Nahrungs- und Einkommensquelle darstellt, insbesondere in Küstengebieten und kleinen Inselstaaten. Die Überfischung stellt zusammen mit der Versauerung der Ozeane, der Nährstoff- und Plastikbelastung eine erhebliche Bedrohung nicht nur für die Menschen dar, die vom Fischfang leben, sondern auch für das Leben im Meer und die Umwelt.

Das Ziel, die Weltmeere und die von ihnen abhängigen Menschen zu schützen, kann durch verstärkte internationale Kooperationen erreicht werden. Bessere Vorschriften für Verschmutzung, Überfischung und den Schutz der Meereslebensräume sollten eingeführt werden. Darüber hinaus können Einzelpersonen auch helfen, indem sie Produkte aus nachhaltiger Fischerei bevorzugen, Kunststoffverpackungen vermeiden, öffentliche Verkehrsmittel nutzen und den Energieverbrauch senken.

Anne Daebeler

1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?

Ich bin eine mikrobielle Ökologin. Das heißt ich erforsche Mikroorganismen in verschiedensten Ökosystemen wie Boden, Seen und auch heißen Quellen. Dabei interessiert mich besonders, wie diese kleinen Wesen, die nur aus einer Zelle bestehen, unter den sich ständig ändernden natürlichen Bedingungen leben können und wie sie mit einander und der Umwelt in Reaktion treten.

2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?

Aus der Perspektive eines Bakteriums ist der Boden ein ungeheuer komplexes Universum aus miteinander verbundenen und isolierten Lebensräumen, die alle ihre ganz eigenen Nährbedingungen haben – so verschieden wie die Planeten Erde, Sonne und Mars. Das führt zu einem faszinierenden Reichtum an Mikroorganismen, den wir gerade erst begonnen haben zu verstehen.

3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?

Als Kind habe ich viele wundervolle Stunden in der Natur, auf Bäumen, an Flüssen und Seen und dem Meer verbracht. Seitdem liegt mir eine gesunde Umwelt am Herzen und ich halte es für unsere Aufgabe sie zu schützen. Mit dem Entdecken von Zusammenhängen zwischen Mikroorganismen und lebenserhaltenden Stoffkreisläufen leiste ich dazu einen Beitrag.

4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?

Es ist zwar zu 50% ein Schreibtischjob den du dir aussuchen wirst, aber jeden Tag stellen sich dir neue, spannende Herausforderungen, die deine Kreativität und Neugier anregen werden.

5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?

Wie in so vielen Wissenschaftsbereichen ist es extrem wichtig, einen offenen Blick zu behalten. Wenn ein Experiment einfach nicht klappt, kann es auch auf unentdeckte Zusammenhänge hinweisen. Außerdem empfinde ich den oft langen Weg zu einer gesicherten Anstellung im Bereich der Grundlagenforschung als herausfordernd und problematisch.

6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?

Abgesehen von unausgesprochenen Haltungen wie „Eine Frau kann nicht so gut programmieren und mathematisch arbeiten.“ einiger (älterer) Kollegen, habe ich nie direkt Diskriminierung erfahren.

7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?

Eine Professorin für Pflanzenphysiologie hat mich während meines Studiums sehr beeindruckt. Sie war extrem gescheit, immer bereit ohne Wertung zu erklären und dabei sehr entspannt.

8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?

Ganz einfach die Befriedigung meiner Neugier. So vieles im Bereich der mikrobiellen Ökologie ist nur Hypothese oder gänzlich unverstanden. Das ist wahnsinnig spannend.

9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG14 „Leben unter dem Wasser“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?

Ich fürchte, die größte Herausforderung ist derzeit noch eine politische: Alle Länder müssen die Wichtigkeit dieses Zieles anerkennen und dazu beitragen es zu erreichen. Meine Arbeit liefert wichtige Fakten über die Zusammenhänge zwischen Mikroorganismen und dem globalen Wandel. Diese werden dann von Ausschüssen wie dem IPCC aufbereitet und Politikern in Phasen der Entscheidungsfindung vorgelegt.

Sarah Cornell

1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?

Ich wurde zur Umweltchemikerin ausgebildet, aber heutzutage bevorzuge ich es, mich Nachhaltigkeitswissenschaftlerin zu nennen, da ich Wissen und  Methoden von vielen Bereichen verwende. Meine Forschung befasst sich mit von Menschen erzeugten globalen Umweltveränderungen, die neue Gefahren für unsere Gesellschaft darstellen.

2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?

Ich bin ständig begeistert, dass unser Boden lebt. Unser alltägliches Verständnis vom Boden stempelt ihn als „nur Schmutz“ ab. Meine Schulbücher haben den Boden als das beschrieben, zu dem verwitterte Steine werden. Je mehr ich über die lebendigen Teile des Bodens herausfinde – das verstrickte Ökosystem von Bakterien und Pilzen – umso  mehr macht das gesamte Bild von globalen Umweltveränderungen Sinn. Diese mikrobiellen Organismen spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der langen Lebensgeschichte der Erde, aber sie stehen fast nie im Rampenlicht!

3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?

Als ich jung war, wollte ich Tierärztin werden. Leider bin ich wirklich zimperlich und selbst jetzt kann ich mit dem Anblick von Blut, Spritzen, Operationen oder Leid nicht wirklich umgehen (oder schon allein die Worte tippen …). Also habe ich meine letzten Schuljahre gemacht, ohne wirklich zu wissen, was ich anstatt dessen tun sollte. Ich ging zur Universität und studierte Chemie, weil ein Chemieprofessor mir erzählte, es würde Spaß machen und vielleicht nützlich sein.
Ein anderer Weg, diese Frage zu beantworten ist folgende:
Ich begann Fragen zu stellen wie die Welt funktioniert, als ich ein Kind war. Ich ging zur Schule, zur Universität, dann habe ich mein Studium absolviert, aber immer neue und bessere Fragen gefunden … Für mich ist das der eigentliche Weg wie ein Mensch zu einem/r Wissenschaftler/in wird. In dem Moment, in dem du nur mit der Antwort, die dir jemand gibt, zufrieden bist, das ist der Moment, in dem du deinen wissenschaftlichen Instinkt verloren hast.

4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?

Vor 30 Jahren war ich an der Universität. Es fühlt sich so an, als ob ich in meiner gesamten Karriere nur zwei richtige berufliche Entscheidungen getroffen habe. Die erste war kurz vor dem Start, als ich beschlossen habe einen Doktor in der Umweltchemie zu machen, anstatt einen Job in der chemischen Industrie zu bekommen. Die zweite war vor ein paar Jahren, als ich entschieden habe, in ein anderes Land zu ziehen, in dem die interdisziplinäre Nachhaltigkeitswissenschaft von staatlichen Förderungen unterstützt wird. Den Rest meiner Karriere bin ich entweder mit dem Strom geschwommen oder habe Jobs angenommen, wenn ich keine andere Alternative sah. Zählt das als „Wahl“?
Also mein Rat wäre: Was immer du tust – ob bei der Arbeit oder sonst irgendwo – mach es mit ganzem Herzen. Die Karriere wird von den kleinen Alltagsentscheidungen genauso geprägt wie von der großen Karrierewahl. Durch deine Tätigkeiten eignest du dir Fähigkeiten und Netzwerke an, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in deinem Leben wichtig sein könnten.
Und ich würde meinem 14-jährigen Ich auch sagen, wenn sich ein Karrierepfad schließt (wie zum Beispiel, wenn der Geruch von Tierkliniken dich krank macht, bevor du überhaupt ein krankes Tier gesehen hast), ist das kein Grund sich hoffnungslos zu fühlen. Karrierewege erscheinen, wenn man Karriereschritte macht. Also sage einfach „Ja“ zu jeder Möglichkeit, die dir über den Weg läuft.
Wenn es von Anfang an nach einem sanften Weg ausschaut, dann wird es höchstwahrscheinlich kein interessanter Weg sein!

5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?

Es gibt einen Satz der besagt, dass WissenschaftlerInnen Leute sind, die immer mehr und mehr über immer weniger und weniger wissen, bis zu dem Punkt an dem sie absolut alles über rein gar nichts wissen.
Es ist eine scherzhafte Aussage, hinter der eine echte Herausforderung steht. Wenn unser wissenschaftliches Wissen etwas Wichtiges über die Welt sagt in der wir leben, dann müssen wir auch darüber nachdenken, wie wir erstens unser Wissen mit allen anderen teilen können und zweitens wie wir unser Wissen auch in aktives Handeln umsetzen können. Eine große Herausforderung besteht auch darin herauszufinden (oder herauszuhandeln), wie beides verantwortungsvoll zu verbinden ist.
Ein sehr praktisches Beispiel für diese Aufgabe ist, dass zurzeit viel mehr Wert auf das Verfassen von Publikationen gelegt wird, als auf das tatsächliche Lesen!

6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?

Ja.
So wie viele andere Frauen die in die Wissenschaft arbeiten, habe auch ich Situationen erlebt, in denen Männer Frauen anders behandelt haben, wenn es darum geht, sie beruflich zu fördern und man von ihnen verschiedene Erwartungen am Arbeitsplatz hat. Glücklicherweise habe ich nicht viele große Schwierigkeiten gehabt, sondern viele kleine Unterschiede in den einzelnen Möglichkeiten, die sich im Laufe der Zeit ansammeln.
Als mein Sohn geboren wurde, hatte ich eine kurze berufliche Unterbrechung und ich arbeitete einige Jahre Teilzeit. Ich hatte das Glück einen sehr unterstützenden Chef zu haben, zu dieser Zeit waren die Rechte von erwerbstätigen Eltern nicht so gut wie heute. Eigentlich hat man nicht mal von erwerbstätigen Eltern gesprochen, weil die Mütter oft nicht mehr zur Arbeit zurückkehrten und die Väter sich oft gar nicht erst freigenommen hatten, um Väter zu sein.
Ich habe keine ethnisch bedingten Schwierigkeiten erlebt. Englisch ist meine Muttersprache und dadurch habe ich einen großen Kommunikationsvorteil in vielen internationalen wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen.

7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?

Es gab nicht viele auf meinem Gebiet der Umweltchemie. Männer sind hier definitiv überlegen! In weiteren Teilen der Nachhaltigkeitswissenschaft ist das Geschlechterverhältnis um einiges ausgewogener. Aber es ist immer noch normal, reine Männergremien bei wichtigen Konferenzen und anderen Veranstaltungen zu sehen. Einige Wissenschaftlerinnen außerhalb mich sehr inspiriert und haben mich großzügig ermutigt- aber nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen Frauen in der Wissenschaft.
Ich habe die Astronautin Sally Ride während meiner Doktorarbeit getroffen. Die Meereswissenschaftlerin Sylvia Earle ist eine Heldin und auch Isabelle Stengers, eine Philosophin. Deshalb habe ich aktiv nach Wissenschaftlerinnen als Mentorinnen gesucht und denke, dass Frauen sich (langsam) besser vernetzen und sichtbarer werden. Das ist wirklich wichtig, wenn es darum geht, einander zu unterstützen, wenn wir alle die kleinen Schwierigkeiten erleben die ich bereits erwähnt habe. Die Transparenz und die gegenseitige Unterstützung verhindern, dass viele kleine Hindernisse die Karriereleiter sprengen.

8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?

Es gibt mir immer einen Kick mit Erstsemestrigen zu arbeiten! Sie kommen mit so viel Enthusiasmus zum Lernen und bringen meistens eine große Menge an wirklich inspirierender Lebenserfahrung für ihre junge Karriere mit. Außerdem stellen sie neue Fragen, die mich immer wieder etwas Neues in meiner aktuellen Weltanschauung entdecken lassen.
Was mich auch motiviert, ist Wissensstücke zu verknüpfen. Manche Menschen gehen immer tiefer und tiefer in ein spezielles Gebiet. Andere versuchen sich immer mehr und mehr Wissen an zu eigenen. Ich finde gerne heraus wie Konzepte zusammenhängen und sinnvoller werden, wenn man mehrere Perspektiven kombiniert.

9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG14 „Leben unter Wasser“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?

Das Ziel vom SDG14 ist es, „Ozeane, Meere und Meereserssourcen im Sinne der nachhaltigen Entwicklung erhalten und zu nutzen“ und ich denke die größte Herausforderung liegt in den Worten „nachhaltig erhalten und nutzen“. Erhalten und Nutzen sind normalerweise zwei Gegensätze, deshalb stützt sich dieses SDG auf die Annahme, dass wir diese gegensätzlichen Ziele in einer nachhaltigen Gesellschaft 2030 irgendwie ausgleichen können.
Die zweitgrößte Herausforderung liegt darin, dass wir die Ozeane in der Vergangenheit NICHT nachhaltig genutzt haben. Wir stehen deswegen also vor der großen Aufgabe Leben unter Wasser zu erhalten. Noch dazu müssen wir vergangene Schäden rückgängig machen wie Verschmutzung, Überbeanspruchung, Überfischung sowie alle anderen Herausforderungen und nicht nur die ganzen Arten retten, die wir für „Ressourcen“ halten.
Schließlich ist die nächste große Herausforderung, dass wir überhaupt erst so wenig Wissen über den Ozean haben! Verglichen mit dem Wissen über das Leben auf dem Land.
Es ist ein großer Unterschied ob man etwas nachhaltig nutzt, dass wir gar nicht wirklich kennen oder etwas nachhaltig nutzen, von dem wir das Verhalten und die Funktionen gut vorhersehen können.


Robert Körner

1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?

Ich bin in einem Labor für Boden- und Düngemitteluntersuchung tätig.

2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?

Alleine die Farbvielfalt in der Boden natürlich vorkommt ist beeindruckend.
Die Vielfalt an Lebewesen und Nährstoffen im Boden sind zwar nicht immer auf den ersten Blick so sichtbar wie die Färbung, für die Natur jedoch genauso wichtig wie für die menschliche Nutzung.

Wir müssen mit der Natur und den Ressourcen verantwortungsbewusst und behutsam umgehen, um diese für nachfolgende Generationen zu erhalten.

3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?

Bin eher durch Zufall auf den Lehrberuf des Chemielabortechnikers gekommen – würde es aber genauso noch einmal tun …

4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?

Höre nie auf zu lernen …

5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?

Alle an mich gestellten Aufgaben zeitgerecht und qualitativ hochwertig zu erledigen.

6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?

Nein, darüber bin ich froh.

7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?

Vorbilder nicht direkt – ich ziehe aber vor der Wissenschaft meinen Hut. Ohne den Forscherdrang und die oftmals gestellte Frage nach dem „Warum?“ wäre die Menschheit nicht dort, wo sie jetzt ist.

Selbstkritisch muss sich die Wissenschaft aber fragen, warum so viele Dinge einfach nicht in den Griff zu bekommen sind ...

8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?

Nach erledigter Arbeit den Erfolg zu sehen und auch noch nach vielen Jahren stolz auf diese Erfolge zurückblicken zu können.

9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG14 „Leben unter Wasser“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?

Die optimale Nährstoffversorgung und Bearbeitung von Boden in der Landwirtschaft reduziert die Belastung der Natur an Land genauso wie die der Natur im Wasser.

Wenn wir weiter daran arbeiten, die Ausbringung von Nährstoffen in der Landwirtschaft zu optimieren, wird es uns gelingen die Belastung der Gewässer und Meere zu reduzieren und hoffentlich eines Tages vollständig zu verhindern.

10. Zeichnen Sie Ihre Forschung/ Ihren Forschungsbereich!

Zeichen überlasse ich lieber jenen, die es können. :P